Oben ohne in den Sommer

Ja, es gibt einen Autobloggergott. Der Termin für den Test des neuen Audi A5 Cabrio war mit dem Audi Zentrum Frankfurt schon lange ausgemacht und je näher der Testzeitraum kam, desto besser wurde die Wettervorhersage. Letzten Endes hatte ich Ende Mai dann glaube ich das bislang mit Abstand wärmste Wochenende des Jahres erwischt, sodass ich die Vorzüge eines Cabriolets bestens genießen konnte.
Neue Audis begeistern mich in schöner Regelmäßigkeit. Beim Audi A4 habe ich das wunderbare Fahrgefühl des Motors hervorgehoben. Das neue S5 Coupé hat mich von der ersten Sekunde an als Komplettpaket nachhaltig begeistert. Und gegen Cabrios hat ja wohl niemand etwas einzuwenden, oder?! Wieso also nicht den Motor aus dem A4 mit Technologie und Design vom neuen S5 verbinden und zusätzlich noch ein Cabrio draus machen? Fertig ist das neue Audi A5 Cabrio, 3.0 TDI quattro S tronic.
Das Cabrio ergänzt seit März die A5-Familie, die bisher aus Coupé und Sportback besteht. Der markanteste Unterschied zum Coupé ist – wer hätte das gedacht – das sogenannte Akustik-Verdeck, welches sich bei allen Ausführungen des A5-Cabrios über die Sitzplätze spannt und Außengeräusche wirkungsvoll abdämmen soll. Bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h lässt sich das Verdeck bequem per Tastendruck öffnen (in 15 Sekunden) und schließen (in 17 Sekunden).
Wer hat überhaupt ein Cabrio, um mit geschlossenem Verdeck zu fahren?
Wenn man mit geschlossenem Verdeck auf der Autobahnausfahrt im Stau steht und links neben einem die LKW bei strömendem Regen (ja, es hat trotz Autobloggergott auch ein paar Minuten geregnet) an einem vorbeirauschen fand ich es auch im Innenraum etwas ungemütlich und hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass eines der Fenster nicht richtig geschlossen sei. Aber nach etwas Eingewöhnungszeit hält das Verdeck was es verspricht und so kann man sich auch bei hohen Geschwindigkeiten bei geschlossenem Verdeck im Innenraum noch sehr gut unterhalten. Aber wer fährt ein Cabrio, um mit geschlossenem Verdeck zu fahren? Diese Phasen sollten tendenziell ja so gering wie möglich gehalten werden und so ist der Fahrkomfort auch und gerade beim offenen Fahren sehr hoch. Die Windgeräusche sind überraschend gering und die dreistufige Nackenheizung wärmt die vorderen Insassen auch bei kälteren Temperaturen. Bei Tempo 120 kann man sich noch bei normaler Lautstärke unterhalten und damit auch das Auto den Fahrer noch versteht, helfen Mikrofone im Gurtband, Kommandos problemlos einzusprechen.
Die etwas steifere Karosserie, neue Radaufhängungen und adaptive Dämpfer sorgen dafür, dass es sich im neuen A5 Cabrio sehr gemütlich fahren lässt. Apropos Entspannung: Auch die optionalen S-Sportsitze vorn mit ihrer pneumatischen Massagefunktion tragen dazu bei, dass man sein Ziel immer sehr entspannt erreicht. Das ebenfalls optionale unten abgeflachte Sportkontur-Lederlenkrad im 3-Speichen-Design mit Multifunktion plus und Schaltwippen gehört in meinen Augen zu den schönsten und sportlichsten Lenkrädern, die es zurzeit auf dem Markt gibt. Die Lenkung arbeitet exakt und manövriert das Fahrzeug präzise durch die Kurven. Genug Vortrieb hat der 3.0 TFSI auch, wodurch Überholmanöver auf der Landstraße durchaus Spaß machen. Allerdings muss man dabei immer noch die Sekunde einkalkulieren, die der Kickstart benötigt, um richtig anzuziehen. Wenn er dann aber reagiert, beschleunigt er sehr angenehm und direkt und wird auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht laut. Der Verbrauch liegt über den gesamten Testzeitraum hinweg im Durchschnitt bei etwa 8 Litern / 100 km und damit absolut im Rahmen.
Die Zubehörliste führt etwa 30 Fahrassistenzsysteme auf: Vom digitalen Cockpit und Head-up-Display über Sitze mit Massagefunktion (sehr zu empfehlen), Gurtbandmikrofone für Fahrer und Beifahrer, Matrix LED-Scheinwerfer, das Soundsystem von Bang & Olufsen bis zu Audi Connect mit Internetanbindung via LTE, einem WLAN-Hotspot, Apple Car Play und Android Auto. Sehr interessant ist auch der „prädiktiver Effizienzassistent“, der die Daten des Navigationssystems für das Antriebsmanagement nutzt. So weist der Assistent den Fahrer durch Meldung im Display des Fahrerinformationssystems darauf hin, wenn er mit einem Ausrollvorgang beginnen kann, der komfortabel und vor allem ohne Beeinflussung nachfolgender Verkehrsteilnehmer verläuft.
Die Car-to-X-Technologie von Audi
Im letzten Jahr hat Audi damit begonnen, die ersten Car-to-X-Services in sein connect-Portfolio aufzunehmen. Audi-Modelle, die auf dem modularen Längsbaukasten der Evo-Generation basieren (bisher die A4- und A5-Familie sowie der Q7), sind dabei so miteinander vernetzt, dass sie Informationen, bspw. zu Verkehrszeicheninformationen oder Gefahreninformationen, quasi in Echtzeit untereinander austauschen. Diese Technologie ermöglicht eine Schwarmintelligenz, also das Teilen und Nutzen komplexer Informationen in einer großen Gruppe. Dafür sammeln die Autos entsprechende Informationen, aus denen eine Datenbank aufgebaut wird. Solch eine Information kann zum Beispiel sein, wenn der Regensensor starken Niederschlag erkennt, ein Airbag auslöst, das ESP Glatteis identifizieren kann oder nach einem starken Bremsvorgang der Warnblinker eingeschlatet wird. Nach Generierung einer bestimmten Datenmenge werden diese Informationen aus der Cloud in die Autos zurückgespielt. Car-to-X-Kommunikation kann so wesentlich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und zur Erhöhung des Fahrkomforts beitragen.
Wer im Audi A5 Cabrio den Fahrtwind genießen will muss dafür mindestens 44.000€ bezahlen. Der Preis des Top-Modells mit 286 PS starkem TDI ist noch nicht bekannt. Das Audi S5 Cabrio kostet mindestens 67.800€.
Der Testwagen, den ich vom Audi Zentrum Frankfurt zur Verfügung gestellt bekommen habe, startet als A5 Cabrio 3.0 TDI quattro S tronic ohne Sonderausstattungen bei 55.300€. Mit Anpassungen wie S line Sportpaket, Außenfarbe Daytonagrau Perleffekt, hübschen Felgen, Matrix-LED-Scheinwerfern inklusive dynamischem Blinklicht vorn und hinten, S-Sportsitzen, dem unten abgeflachten Sportlederlenkrad, MMI Navigation Plus, Bang & Olufsen Sound System, Head-Up-Display und vielem mehr kommt man aber auch relativ schnell auf etwa 73.000€.
The all-new Audi A5 Cabrio, 3.0 TFSI
Audi Zentrum Frankfurt
Frankfurt, Germany
May 2017
Das Audi A5 Cabrio ist, sofern man sich nicht für das günstige Vernunftmodell entscheidet und dies völlig ohne Zusatzausstattung fahren möchte, bei weitem kein günstiges Fahrzeug. Allerdings ist das auch das einzige, was auf die Contra-Liste kommt. Auf der Pro-Seite steht hingegen eine ausgezeichnete Materialverarbeitung, ansprechende Optik, sportliches und schnörkelloses Design, das Audi Virtual Cockpit, welches in meinen Augen nach wie vor das Beste auf dem Markt ist und eine sehr fortschrittliche Car-to-X-Technologie, die besser wird, je mehr Fahrzeuge der Evo-Generation auf den Markt kommen. Die Fahr- und Windgeräusche waren bei offenem Verdeck, und darum sollte es ja schwerpunktmäßig gehen, so überraschend gering, dass die Entscheidung für ein Stoffverdeck und gegen ein Klappdach nicht eine Sekunde lang angezweifelt werden muss.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!